Archive for Februar 2010

Partnerbörse in China – Die Fortsetzung

Nachdem ich in einem früheren Artikel über Partnerbörse in China angekündigt habe, mir das ganze mal live anschauen zu wollen, habe ich mich am Wochenende tatsächlich aufgerafft, diesen sagenumwobenen „Verkupplungspark“  persönlich zu besuchen. 😀

Und tatsächlich, ich wurde nicht enttäuscht! Es ist noch eine Spur abgefahrener als ich’s mir im Kopf hätte ausmalen können. Von Atmosphäre her tendierte das ganze höchstverdächtig Richtung Jahrmarkt.  Hab die lustigen Impressionen unten als Bilderstory verpackt.

Übrigens, angesprochen oder gar belagert wurde ich nicht, und das obwohl ich alleine rumgelaufen bin. Vielleicht machte ich nicht gerade den Eindruck, als wäre ich auf der Suche oder es hat sich einfach niemand getraut, so einen Schönling wie mich anzusprechen. 😆

Nur einmal hat sich eine ältere Dame lautstark aufgeregt, als ich gerade dabei war, ein Video vom ganzen Trubel zu drehen. Tja, was tut man nicht alles für qualitativ hochwertige journalistische Arbeit aus erster Hand…

Aber nach reiflicher Überlegung halte ich es doch für verantwortungsvoller, das Video nicht zu veröffentlichen. Zu groß ist die Gefahr, dass ein nichtsahnender Übersee-Chinese es zufällig auf Youtube findet  und darin dann seine Eltern entdeckt, wie sie gerade für ihn sein privates Glück klarmachen. Und das wollen wir doch nicht hoffen. Ich würde mich zumindest ganz schön aufregen.  😉

Falls also jemand von Euch für das Video interessiert, schreib mich an, und ich kann den Link zum Videoclip gerne privat verschicken.

Werbung

Where is the guy?

Folgende Metro-Werbung habe ich auf dem Weg zur Arbeit in Shanghai aufgenommen. Es handelt sich in diesem Fall um eine Reklame für Bettdecke. Und der Werbeslogan bedeutet sinnfrei übersetzt:  „Zum Kuscheln habe ich nicht nur seine Schulter sondern auch diese Bettdecke von XXX„.

Ich weiss nicht, wie Ihr jetzt darauf reagiert. Aber ich habe, als ich davor stand, kurz gestutzt und erstmal das Bild nicht verstanden.  Dann wurde mir allerdings schlagartig klar, dass die abgebildete Person links auf dem Plakat keine Frau ist…

Ich glaube, ich muss meine Wahrnehmung, was Männlichkeit angeht, für China dringend nachjustieren. 😆

Partnerbörse auf Chinesisch

Neulich hatte ich mit einem frischverheirateten Kollegen aus Shanghai eine interessante Unterhaltung hinsichtlich Verkupplungsrituale in China. Dazu muss man wissen, dass anders als in westlichen Zivilisationen, wo die meisten privaten Beziehungen über Arbeit, Freizeit und Internet entstehen,  ist es in China immer noch gang und gäbe, dass Eheleute über Dritt-Personen, in diesem Fall oft Eltern und andere Familienmitglieder miteinander bekanntgemacht werden. Nach Aussage meines  Kollegen hat aber diese über Generationen institutionalisierte Art des Kennenlernens mittlerweile offensichtlich die nächste Stufe der Prozessoptimierung erklommen. Aufgrund der steigenden Arbeitsbelastung in den Großstädten sehen sich immer weniger chinesische Singles im Stande, überhaupt noch persönlich am Verkupplungsprozess teilzunehmen. Soll heissen, häufig finden Verkupplungen sogar in Abwesenheit der Hauptakteure statt.

So würden in einem bekannten Stadtpark von Shanghai mittlerweile regelmässig Versammlungen von Eltern von Kindern in heiratswilligem Alter stattfinden, die wie in einer Tauschbörse mit Fotos und Lebensläufe der eigenen Kinder auf die Jagd nach dem potentiellen Schwieger-Sohn bzw. der potentiellen Schwiegertochter gehen. Angeblich würde derzeit das weibliche Geschlecht ein merkbares Überangebot darstellen. Zu Erklären sei dieser Trend durch das steigende Bildung- und Karrierebewußtsein der modernen chinesischen Frau, die mittlerweile genauso viel und hart arbeitet wie ihr männliches Pendant und dadurch aber gleichzeitig höhere Anforderungen an den zukünftigen stellt. Diese gestresste Generation Karrierefrau hätte mangels Privatleben aber kaum noch Zeit für die Partnermusterung. Daher hätten verzweifelte Eltern die Initiative ergriffen. Ob das „Outsourcing“ von Partnersuche wirklich unter Einwilligung und mit Wissen des Betroffenen geschieht oder nicht, ist oft nicht wirklich klar ersichtlich. Jedenfalls riet mir der Kollege eindringlich davon ab, selbst ein Bild von dieser „Outgesourcten“ Single-Börse im besagten Park zu machen, jedenfalls nicht alleine. Er meinte, als er das letzte Mal dort war (natürlich nur mit Freunden), hätte er beobachtet wie männliche Touristen, die eigentlich nur zufällig vorbeiliefen, regelrecht von einer Meute von Eltern belagert wurden. Diese hätten lautstark Werbung für die eigenen Töchter gemacht, weil sie dachten die Männer wären auf der Suche.

Die groteske Story hat natürlich meine Neugier geweckt. Und ich überlege mir gerade ernsthaft, ob ich die Warnung meines Kollegen nicht in den Wind schlage und mir das ganze am Wochenende aus der Nähe angucken soll. Sollte ich das ganze überleben, gibt es natürlich ein Erlebnisbericht. :mrgreen:

Ahhhhh…Tony Leung! *kreisch*

Kürzlich wurde ich in aller Öffentlichkeit fälschlicherweise als der Hongkong Schauspieler Tony Leung (梁朝伟) gehalten, und das nicht zum ersten Mal seitdem ich in China bin. An sich eine schmeichelhafte Angelegenheit, würde der besagte Mimer nicht bereits stramm auf die 50 zugehen… 🙄 Langsam mache ich mir echt sorgen um mein äußeres Erscheinungsbild.

Meine Rosa Brille…

Es stimmt. Immer mehr Chinesen können sich mittlerweile ein Auto leisten…Leider auch solche, die offensichtlich keinen guten Geschmack haben. 😯

Eine Toilette mit Ausblick…

Es gibt wohl wenige Stille Örtchen auf der Welt, wo man mit so einem Ausblick wie auf dem Foto verwöhnt wird. Ich finde, da kann man ruhig etwas länger rumstehen :)

Heute habe ich endlich ein länger geplantes Vorhaben umgesetzt. Und zwar war ich am Abend auf dem derzeit höchsten Gebäude in Shanghai/China, das Shanghai World Financial Center (上海环球金融中心).  Ich sage absichtlich „derzeit“, weil man in dieser verrückten Stadt bereits fleißig am nächsten Phallus-Symbol baut. In direkter Nachbarschaft von SWFC ist übrigens der JinMao Tower, der bis 2008 das höchste Gebäude Shanghais/Chinas war.

Mit 492m ist das SWFC zwar geringfügig kleiner als Taipei 101, welchen ich bereits letztes Jahr besteigen durfte. Dafür aber ist die Aussichtsplattform von SWFC die derzeit höchstgelegene der Welt. Diese Tatsache hat der Bauweise des Turmes zuverdanken, welche die Ausssichtsplattform wie eine Brücke über den höchsten Stockwerk spannt. Von Ferne sieht der Turm daher nicht ohne Grund wie ein Flaschenöffner aus.

Bereits die Fahrt nach oben wurde schön in Szene gesetzt. Erst gab es eine filmreife Einführung in die kurze Geschichte des Turms. Während wir auf den Aufzug warteten, wurde die Etagezahl, wo der Aufzug sich gerade befindet, auf der Decke gezeigt. Im Aufzug selbst gab es für alle Besucher eine kostenlose Hypnose (wahrscheinlich um vom Ohrensausen abzulenken). Ein besonderer Gag der Aussichtsplattform:  auf dem Fussboden in der Mitte sind wie bei CN Tower in Toronto durchsichtige Glasplatten eingelassen, welche einen freien Blick nach unten gewähren. Für nicht schwindelfreie Besucher, wie etwa in meinem Fall eine Gruppe kreischender japanischer Mädels, war es wahrlich eine kribbelige Erfahrung.

Heute ist ein guter Tag um sich zu waschen!

Ich habe mich nie sonderlich viel für Astrologie interessiert, egal ob die abendländische oder die chinesische Variante. Und wenn ich mal die Horoskope gelesen habe, dann nur um Zeit totzuschlagen, also vorzugsweise an Orten wie Arztpraxis, Friseursalon oder im Flugzeug. Nie käme ich auf die Idee sowas regelmässig zu lesen oder gar mein Leben danach auszurichten.

Somit habe ich wieder eine Qualität weniger, die mich als echter Chinese auszeichnet. Denn viele gläubige Chinesen vertrauen gerade bei wichtigen Ereignissen auf die chinesische Sternendeutung. Daher finden jedes Jahr solche Kalender reißenden Absatz, die neben dem julianischen System auch das chinesische System anzeigen. Dort wird nämlich jeder Tag des Jahres in vier Kategorien eingeteilt: 大吉(Sehr glücklicher Tag), 吉日(Glücklicher Tag), 平日(Normaler Tag)  und 不吉 (Böser Tag). Und es wird ganz akribisch festgehalten, was man an jedem Tag für Tätigkeiten besonders gut verrichten und bei welchen Angelegenheiten man Vorsicht walten lassen oder eben ganz unterlassen soll.

Kostprobe gefällig?  Heute ist z.B. laut Kalender ein (stink-)normaler Tag, aber man sollte vorsichtig sein, wenn man Erde umgraben, Strasse reparieren und Leitungen verlegen will (also Pech für alle Handwerker und Hobby-Gärtner!). Dagegen scheinen die Götter besonders Leute gutgesonnen zu sein, die am heutigen Tag lernen, sich waschen (wer macht denn sowas schon jeden Tag?) oder Opfergaben bringen (natürlich!). Wichtige Ereignisse wie Verlobung, Hochzeit, Umzug und Reisen werden natürlich vorzugsweise gerne an Tagen gemacht, die besonders gut dafür geeignet sind. Dagegen sind solche Ereignisse an einem „bösen Tag“ ein absolutes „No-Go“. Nur ein Trottel (oder eben ahnungslose Ausländer) würde sich an einem bösen Tag ins Flugzeug setzen oder gar heiraten!  An so einem chinesischen „Freitag der 13te“ bleibt man als gläubiger Chinese lieber zuhause und tut eben am besten gar nichts!

Also Ihr arbeitswütigen, wenn Ihr mal gerne wissen wollte, wann der nächste „böser Tag“ ist, sagt mir bescheid.  Und ich liefere Euch den Grund für Eurem Chef, warum ihr nicht zur Arbeit kommen könntet. 😀

Taiwanesische Dumplings und Deutscher Radler

Dass ich eine kleine Schwäche für gedämpfte Mini-Dumplings (小笼包) habe, ist ja hinreichend bekannt. Und heute war es wieder soweit. Diesmal war ich aber nicht in irgendeinem Dumpling-Restaurant, sondern in „Din Tai Fung Dumpling House“ (鼎泰豐), eine sehr bekannte taiwanesische Kette, die eben durch jene Dumplings Weltruhm erlangte. Mittlerweile gibt es Niederlassungen in Japan, USA und eben auch in Shanghai. Während meines Urlaubs in Taipei  letztes Jahr bin ich leider nicht dazugekommen vorbeizuschauen. Deswegen war diesmal die Motivation umso größer, dieses kulinarische Erlebnis endlich mal nachzuholen. So waren wir heute in der Filiale in XinTianDi (新天地), ein angesagtes Ausgeh-Viertel in Shanghai, das für seine breite Auswahl an schicke Etablissements bekannt ist.

Mitlerweile kann ich mich ja in Sachen Dumplings schon damit brüsten, eine eigene Meinung zu haben. Daher war die Erwartungshaltung natürlich sehr hoch. Und diese wurde fast in jeglicher Hinsicht erfüllt. Jedem der Mini-Dumplings, die ich bestellt habe, merkt man die hochwertige Handarbeit an. Der Teig war hauchdünn, weich-elastisch aber trotzdem reißfest, und das selbst nachdem man den Dumpling sorgfältig in Reisessig getunkt hat. Die Füllung war herzhaft, nicht trocken sondern voll in Sauce.  So müssen Dumplings schmecken, die den Gaumen erfreuen! Anbei einige Fotos zum Anbeissen. 🙂

Anschließend waren wir noch in Paulaner Bräuhaus in Shanghai. Wobei ich schon sehr unverschämt fand, dass mein halber Maß Radler dort genauso viel gekostet hat, wie die 10 Dumplings. Nun ja, Exotik ist halt doch relativ und hat offensichtlich auch ihren Preis.

Mein taoistischer Tag

Während ich die Zeilen hier schreibe, geht gerade draussen vor der Tür die Post ab. Heute ist nämlich nach dem taoistischen Glauben der Geburtstag des Gottes des Wohlstandes (财神爷) Und das muss natürlich (wie soll es auch anders sein) am besten mit Geböller und Gekracher gefeiert werden. Entsprechend fand heute schon den ganzen Tag die Mobilmachung statt. Nun kracht und donnert es draussen wie am Tag des jüngsten Gerichts. Ich mache hier quasi Berichterstattung direkt aus dem Kriegsgebiet. 🙂

Überhaupt íst Taoismus das Thema des Tages. Wer neu in Shanghai ist, der geht mit Sicherheit am Yu Garten (豫园) nicht vorbei, eine traditionelle chinesische Gartenanlage umgeben von einer Vielzahl von verschlungenen kleinen Gassen mit idyllisch filigranen Teehäusern und allerlei  kuriosen Geschäften und semi-professionellen Schaustellern. Im Prinzip ist es eine eigenständige Kleinstadt mit sehr originellem Jahrmarkt-Flair mitten in der Betonwüste von Shanghai. Zumindest war das der Yu Garten, den ich als kleines Kind mal kannte. Mittlerweile wurde das Area (nach bewährter chinesischer Restaurierungskunst) fast komplett abgerissen und neu aufgebaut, so daß das Gelände mittlerweile zwar in neuem Glanz erstrahlt, aber in einer Art und Weise, die fast zu perfekt ist, um nicht touristisch und kitschig zu wirken. Ich kenne Yu Garten übrigens immer schon als 城隍庙 (Temple des himmlischen Stadtverwalters). Der Name kommt dadurch zustand, weil das Gelände um Yu Garten einen der wenigen taoistischen Tempeln beherbergt. Gerade zum Neujahr gehört der Besuch des Tempels zum Pflichtprogramm, um bei den unterschiedlichen taoistischen Gottheiten für Reichtums, Gesundheit und Glück für’s neue Jahr zu beten. Und weil ich schon mal da bin,  habe ich mir auch nicht nehmen lassen, das Laternenfest (灯会)  bei abendlicher Stunde zu begutachten.

Neben paar Fotos mit Beschreibungen habe ich auch zwei Videos hochgeladen. Das erste zeigt betende Nonnen in 沉香阁 (Turm des tiefen Duftes), ein bekannter buddhistischer Tempel in der Nähe von Yu-Garten. Und quasi als Kontrastprogramm dazu zeigt das zweite Video einen Rundgang im taoistischen Tempel. Man beachte vor allem die unterschiedlichen Geräuschkulissen. 🙂

Originelle Werbemaßnahmen

Möchte Euch per Video zwei originelle Arten der Werbung vorstellen, die mir bislang in Beijing und Shanghai begegnet sind.

Die meisten U-Bahnzüge sind bekannterweise mit bunten Werbungen zugepflastet.  Dagegen ist der Ausblick aus dem Fenster eines unterirdisch fahrenden Zuges bisweilen dank der Umständen doch „sehr unspektakulär“. Nicht so aber in Beijing. Dort müsste irgendwann wer sich überlegt haben: warum sollte man nur Werbungen IN den Zügen machen und  nicht auch noch draussen? Also hat man in den dunklen U-Bahntunneln an manchen Strecken meterlange Streifen mit Leuchtdioden angebracht, die synchron zur Fahrgeschwindigkeit des Zuges animierte Werbungen einblenden. Auf dem Video sieht man übrigens eine Optiker-Werbung, die derzeit auf meiner Strecke zur Arbeit gezeigt wird. Lasst Euch von der Frequenzverzerrung durch die Aufzeichnung nicht täuschen. Die Auflösung ist in direkter Betrachtung nämlich erstaunlich gut. So wird die U-Bahnfahrt doch recht kurzweilig, selbst wenn man keinen Sitzplatz ergattert hat. 🙂

Das zweite Video habe ich auf dem Rücksitz eines Taxiautos in Shanghai gemacht. Die Kopflehne von vielen Shanghaier Taxis in haben ein integriertes Touchdisplay. Die Auswahl beschränkt sich zwar meistens auf irgendwelche Werbungen, aber es gibt auch nützliche Anwendungen wie etwa eine integrierte Karte der Stadt mit Empfehlungen von Sehenswürdigkeiten und Shopping-Möglichkeiten. Auf dem Video sieht man übrigens, wie ich durch eine Umfrage über Kaufverhalten von Haustiernahrung  navigiere. Eigentlich eine geniale Idee zum Zeitvertreib, wenn man nicht gerade in der Stimmung ist, mit dem Taxifahrer groß zu unterhalten. Wäre doch auch mal eine tolle Möglichkeit für einfallslose BWL Studenten, ihre Marketingumfragen für die Diplomarbeit auf diesem Weg zu platzieren. 😛

Apropos Taxiwerbung, als mein Taxi gestern an einem Ampel hielt, überquerte folgendes „Objekt“ die Zebrastreifen. Also den ersten von Euch, der jetzt behauptet, das sei eine Horde von riesigen Teddybären auf einer fahrbaren Kleiderstange…, den erkläre ich gleich mal für verrückt. :mrgreen: